Finanzen und Controlling - Gründungswerkstatt Berlin
Finanzen und Controlling
- Die betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) für Ihren Erfolg!
- So kommen Sie an eine BWA
- Warum brauche ich Kennzahlen?
- Grundlegende Unternehmenskennzahlen und ihre Bedeutung
- Branchenanalysen
- Betriebsvergleich
- Mahnung & Co – das richtige Forderungsmanagement
- Zwei Alternativen zum betrieblichen Mahnwesen
- Forderungsausfällen vorbeugen: Kreditversicherung
- Ich möchte mein Unternehmen erweitern: Wie komme ich an Beteiligungskapital?
- Finanzierung durch Family & Friends
- Leasing - Vor- und Nachteile
- Banken und Sparkassen
- Bewertung von Finanzierungsangeboten
- Bankenkommunikation – was beim Kreditgespräch wichtig ist
- Das Bankgespräch: Banker verstehen
- Wie Banken Sicherheiten bewerten
- Bürgschaftsbanken/Ausfallbürgschaften
- Rating
- Schufa
- Tipps für eine dauerhafte Liquidität
- Sofortmaßnahmen bei Liquiditätsschwierigkeiten
Nutzen Sie die betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) für Ihren Erfolg!
Eine betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) erhalten Sie normalerweise von Ihrem Steuerberater. Sie enthält die laufenden Zahlen zu Ihren Umsätzen und Kosten. Der Steuerberater erstellt die BWA monatlich bzw. alle drei Monate.
Die BWA bildet das tatsächliche Geschehen in Ihrem Unternehmen zeitnah ab. Daher richtet sie sich nicht nur an Sie als Existenzgründer und Unternehmer, sondern dient auch anderen Einrichtungen zur Beurteilung Ihrer Ertragslage. So ist der Nachweis der aktuellen BWA beispielsweise für Bankgespräche unabdingbar. Studieren Sie daher Ihre BWA eingehend, bevor Sie zu Ihrem Bankberater gehen!
Noch ein Hinweis: Als Unternehmer sollten Sie Ihre BWA immer im Auge behalten, um rechtzeitig eingreifen zu können, wenn Ihre Kosten aus dem Ruder laufen oder Ihre Umsätze zurückgehen.
So kommen Sie an eine BWA
Die BWA wird in der Regel von Ihrem Steuerberater erstellt. Bei der Suche und Auswahl des geeigneten Steuerberaters für Ihre Selbständigkeit helfen Ihnen z. B. folgende Online-Suchdienste:
- Bundessteuerberaterkammer (www.bstbk.de)
- Deutsche Steuerberaterverband e.V. (www.steuerberater-suchservice.de)
- DATEV-Mitgliedersuchservice (www.datev.de)
Literaturhinweise und Quellen: GründerZeiten Nr. 34. Thema: "Steuern - Ein weites Feld"
Warum brauche ich Kennzahlen?
Eine betriebswirtschaftliche Kennzahl - zum Beispiel die Personalkosten im Verhältnis zum Umsatz - liefert Erkenntnisse, die aus den jeweiligen Einzelwerten allein nicht ablesbar sind. Wertvoll wird dies für Ihre Selbständigkeit v.a. beim Vergleich mit Wettbewerbern: Wenn Sie z. B. 40% Ihrer Umsätze für den Wareneinkauf verwenden müssen, Ihre Konkurrenz aber nur 30%, kaufen Sie entweder zu teuer ein oder verkaufen zu billig.
Jede Kennzahl wirft bei einer Existenzgründung also unternehmerische Fragen auf, wie z. B.:
- Warum liegt mein Unternehmen besser/schlechter als die Branche?
- Warum hat sich mein Unternehmen gegenüber der Konkurrenz verbessert/verschlechtert?
- Welche Maßnahmen kann ich ergreifen, um die Schwächen zu beseitigen und meine Stärken auszubauen?
Schon bei der Entwicklung Ihres Businessplans ist es sinnvoll, Branchenkennzahlen hinzuzuziehen!
Grundlegende Unternehmenskennzahlen und ihre Bedeutung
Als Unternehmer sollten Sie zumindest über Basis-Kenntnisse in der Finanzplanung Ihrer Existenzgründung verfügen. Denn die finanzielle Stabilität ist oft der entscheidende Erfolgsfaktor für den Fortbestand Ihres Unternehmens. Sie stellt sozusagen das Fundament Ihrer Firma dar, ohne dass das gesamte Gebäude einstürzen würde.
Die folgenden Kennzahlen können Sie ohne viel Aufwand für Ihre Selbständigkeit selber errechnen und für die Steuerung des Unternehmens oder weiterführende Gespräche nutzen. Wenn Sie sich die Mühe nicht machen möchten, kann Ihr Steuerberater Ihnen die Zahlen bereitstellen:
Liquiditätsreserve
Die Liquiditätsreserve gibt an, wie lange Sie nach heutigem Stand noch Ihre Rechnungen bezahlen können. Legen Sie also regelmäßig einen Teil Ihrer Einnahmen beiseite. Wichtig bei der Anlageentscheidung: Über Liquiditätsreserven müssen sie kurzfristig verfügen können, also kommt nur Bargeld oder (viel besser) ein Tagesgeldkonto in Frage. Zu hoch sollte Ihre Liquiditätsreserve allerdings auch nicht sein, denn dieses Geld arbeitet nicht für Ihr Unternehmen – was auf einem Konto liegt, kann schließlich nicht gleichzeitig eine Investition finanzieren!
Liquiditätsgrad
Der Liquiditätsgrad sagt aus, wie lange Ihr Unternehmen mit seinen flüssigen Mitteln seine kurzfristigen Schulden bezahlen kann.
Eigenkapitalquote (EK-Quote)
Die Eigenkapitalquote stellt den Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital (Bilanzsumme) dar. Sie sagt aus, ob Ihr Unternehmen über ausreichend Eigenkapital verfügt, oder ob Sie zu viele Schulden haben. Um auch eine vorübergehende schlechte Ertragslage überstehen zu können, sollte das EK in der Regel etwa ein Drittel des Gesamtkapitals ausmachen.
Cash-Flow
Der Cash-Flow, auch Kapitalfluss, Liquiditätszufluss oder Geldstrom genannt, ist eine weitere wichtige Kennzahl zur Beurteilung der Ertrags- und Finanzlage eines Unternehmens. Er stellt den Teil des Umsatzes dar, der als Liquidität im Unternehmen bleibt und dort für Investitionen, zur Begleichung von Schulden oder als Gewinnausschüttung zur Verfügung steht.
Umsatzrendite
Sie stellt Ihre Rentabilität, also das Verhältnis von Gewinn zu Umsatz dar (Umsatzrendite = Gewinn / Umsatz) und wird in % ausgedrückt. Bei einer Umsatzrendite von beispielsweise 15 % wird ein Gewinn von 15 Cent je Euro Umsatz erzielt.
Goldene Finanzregel
Die goldene Finanzregel besagt, dass langfristig gebundenes Vermögen (Grundstücke, Anlagen, Lizenzen) durch langfristiges Kapital (Eigenkapital, Darlehen) und kurzfristig gebundenes Vermögen (Umlaufvermögen, Lagerbestände) durch kurzfristiges Kapital (liquide Mittel wie Tagesgeld, Kontokorrentkredit) gedeckt werden sollen. Wird diese Regel eingehalten, besteht zumindest eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, dass finanzielles Gleichgewicht für die Zukunft gegeben ist.
EBIT
Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT, engl. earnings before interest and taxes) wird auch als operatives Ergebnis bezeichnet. Damit halten Sie den Überblick, wie die Gewinnsituation Ihres Unternehmens ist. Mit den Umsatzerlösen werden Bestandsveränderungen, aktivierte Eigenleistungen, Materialaufwand, Personalaufwand, sonstige betriebliche Aufwendungen, sonstige betriebliche Erträge, Abschreibungen auf das Anlagevermögen, Zuschreibungen zum Anlagevermögen verrechnet. Was übrig bleibt ist der EBIT.
Branchenanalysen
Branchenanalysen beschäftigen sich mit grundsätzlichen Strukturen und Erscheinungen sowie typischen Verhaltensweisen einer Branche. In fast jeder Branche sind andere Bräuche, Betriebsformen, Kalkulationsgebaren, Wettbewerbsintensitäten, Umsatzgrößen und Konzentrationserscheinungen vorzufinden. Solche typischen Merkmale werden in einer Branchenanalyse beschrieben, die für Ihre Existenzgründung sehr nützlich sind. Diese Informationen sind schon bei der Erstellung des Businessplans wertvoll.
Branchenanalysen werden meist von Verbänden oder Institutionen in Auftrag gegeben, um eine Einschätzung für bestimmte Marktbereiche zu erlangen. Oft werden die Analysen, zum Beispiel über die Industrie- und Handelskammern, auch der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Sie sind Interessant, da Sie hier typische Kennzahlen für Ihre Branche (Umsatz pro Mitarbeiter, Personalkostenquote o.ä.) professionell aufgearbeitet erhalten und eine Einschätzung bekommen, wie es Mitbewerbern und Zulieferern geht. Dies sind erste Indikatoren, sich entsprechend früh auf veränderliche Situationen einzustellen.
Betriebsvergleich
Messen Sie sich mit anderen – das ist sehr lehrreich! Der Betriebsvergleich ermöglicht es Ihnen, sich in Ihrer Selbständigkeit mit ähnlichen Unternehmen Ihrer Branche, also Ihren Wettbewerbern, zu vergleichen. Das kann Ihnen z. B. zeigen,
- ob ihre Einschätzung vom Markt der Realität entspricht,
- ob ihre Kosten, Umsätze und Gewinne branchenüblich sind,
- ob wirtschaftliche Schwierigkeiten Ihre Konkurrenz genauso treffen wie Sie
- oder ob die „Anderen“ damit besser umgehen.
Betrachten Sie auch die Entwicklung ihres Unternehmens über einen längeren Zeitraum im Vergleich zur Branche. Wie hat sich Ihr Unternehmen in den Jahren nach der Existenzgründung entwickelt und wie der Markt? Denn auch, wenn Ihr Unternehmen wie im Businessplan vorgesehen gewachsen ist, kann es sein, dass dies im Vergleich zu Wettbewerbern wenig war. Machen Sie sich also ein umfangreiches Bild und vergleichen Sie regelmäßig Ihr Unternehmen mit den Entwicklungen in der Branche.
Der Schlüssel dazu sind die so genannten „Branchenkennziffern“, also spezielle Durchschnittswerte, die aus einer großen Zahl vergleichbarer Unternehmen errechnet werden und die Sie sich z. B. über Ihren Steuerberater beschaffen können.
Beispiele sind Umsatz, Gewinn, Anzahl der Mitarbeiter, Cashflow oder die Eigenkapitalquote. Für Ihr eigenes Unternehmen können Sie diese Zahlen Ihrer BWA (betriebswirtschaftliche Auswertung) oder Bilanz entnehmen bzw. leicht errechnen.
Im Vergleich mit den Durchschnittswerten sehen Sie, ob Ihr Unternehmen führend in der Branche ist, eher dem Durchschnitt entspricht oder, ob es Zeit wird, Maßnahmen zu ergreifen, damit Sie nicht den Anschluss verlieren. Denken sie daran: Analysen geben meist einen Mittelwert wieder. Versuchen Sie daher über dem Durchschnitt Ihrer Branche zu liegen. Ruhen Sie sich nicht auf einem einigermaßen zufriedenstellenden Ergebnis aus!
Tipp: Nutzen Sie den Betriebsvergleich für Ihr nächstes Bankgespräch. Der Vergleich des Betriebes anhand von Branchenkennziffern ist für Banken sehr wichtig. Die Ergebnisse können entscheidenden Einfluss auf die Kreditvergabe haben.
Literaturhinweise und Quellen: GründerZeiten Nr. 26, Thema: Brancheninformationen
Mahnung & Co – das richtige Forderungsmanagement
Was nützt es Ihnen, wenn Sie aktuell in Ihrer Selbständigkeit gut ausgelastet sind und auch eine gute Auftragslage haben, aber trotzdem Ihre Rechnungen in den nächsten zwei Wochen nicht begleichen können? Gerade kleinere Firmen vernachlässigen es oft, ihre Forderungen richtig einzutreiben, und geraten in Zahlungsschwierigkeiten.
Die folgenden Hinweise sind die Basis eines aktiven Forderungsmanagements für kleine Unternehmen und helfen Ihnen dabei, Kosten zu vermeiden und Liquidität sicher zu stellen. Wenn Sie die Tipps befolgen, sind Sie schon auf dem besten Weg dahin, Ihre Finanzen sicher zu beherrschen.
Wichtig für jede Existenzgründung: Prüfen Sie jeden Kunden auf seine Bonität, bevor Sie ihm ein Zahlungsziel einräumen!
Neue Kunden sollten Sie routinemäßig auf Ihre Zahlungswilligkeit und -fähigkeit überprüfen, so gut es geht. Zuverlässige Informationen erhalten Sie am einfachsten bei Wirtschaftsauskunfteien. Die bekanntesten sind Bürgel (www.buergel.de) und Creditreform (www.creditreform.de). Darüber hinaus gibt es auch viele kleinere Auskunfteien oder Brancheninformationsdienste, die Sie in Branchenbüchern finden.
Neue Kunden sollten Sie routinemäßig auf Ihre Zahlungswilligkeit und -fähigkeit überprüfen, so gut es geht. Zuverlässige Informationen erhalten Sie am einfachsten bei Wirtschaftsauskunfteien. Die bekanntesten sind Bürgel (www.buergel.de) und die Vereine Creditreform (www.creditreform.de) Darüber hinaus gibt es auch viele kleinere Auskunfteien oder Brancheninformationsdienste, die Sie in Branchenbüchern finden.
Beispiel: Internethändler verlangen beim ersten Mal häufig, dass der Kunde per Vorkasse bezahlt. Für den Internethändler ist dies eine Möglichkeit die Zahlungswilligkeit und –fähigkeit von Neukunden zu prüfen.
Stellen Sie Rechnungen zügig!
Auch wenn im Arbeitsalltag wenig Zeit für Büroorganisation bleibt, sollten Sie das Ausstellen von Rechnungen nie auf die lange Bank schieben. Es hat sich leider eingebürgert, dass Kunden ihre Rechnungen erst nach 30 bis 60 Tagen bezahlen. Wenn Sie sich da auch noch Zeit mit der Rechnungsstellung lassen, haben Sie erst Monate nach Ende der Arbeiten Ihr Geld auf dem Konto. Vielleicht existiert Ihr Kunde ja auch gar nicht mehr, wenn Sie erst Monate später eine Rechnung schicken.
Beispiel: Klempner Tobias Müller kann sich nicht über zu wenige Kundenaufträge beschweren. Er schafft es kaum, seine ausstehenden Aufträge abzuarbeiten, zumal er seinen kleinen Betrieb ganz alleine managt. Weil kaum Zeit für seine Büroorganisation bleibt, kann es schon mal zwei Monate dauern, bis Herr Müller die Rechnungen an seine Kunden versendet. In aller Regel zahlen diese dann ihre Rechnungen erst nach 30 bis 60 Tagen, so dass Herr Müller sein Geld erst vier Monate nach Beendigung des Auftrages auf dem Konto hat. Hinzu kommt noch, dass in letzter Zeit manche seiner Kunden bereits gar nicht mehr existierten, als Herr Müller die Rechnung stellte. Langsam, aber sicher geht nun Herrn Müller das Geld aus. Einen großen Auftrag musste er schon absagen, weil ihm das Geld für das dazu notwendige Baumaterial fehlte.
Damit Sie gar nicht erst in solch eine Situation geraten: Rechnen Sie immer innerhalb von drei Werktagen nach Leistungserbringung ab. Ihre Organisation muss so ausgelegt sein, dass dies schnell und fehlerfrei geht. Denn jede Ungenauigkeit und jeder Fehler führt dazu, dass der Kunde die Zahlung verweigert oder es zu Verzögerungen kommt.
Tipp: Gewähren Sie Skonto und planen Sie es schon im Businessplan mit ein! Die Praxis zeigt, dass das Einräumen von Skonto (z. B. 2% der Rechnungssumme bei Zahlung innerhalb von 10 Tagen) dazu führt, dass Rechnungen schnell bezahlt werden. Denn für Ihren Kunden lohnt sich die Ziehung von Skonto. Bei unserem obigen Beispiel ergibt sich ein effektiver Jahreszinssatz von 45%. Eine Rendite in dieser Höhe wird keine Bank anbieten. Wenn Ihr Kunde auf einen solchen Preisnachlass verzichtet, ist er möglicherweise in großen Liquiditätsschwierigkeiten.
Bauen Sie sich ein Mahnwesen auf!
Auch wenn Sie nicht mahnen, ist Ihr Schuldner nach 30 Tagen automatisch im Verzug. Trotzdem sollten Sie immer an die Zahlung erinnern, wenn das Zahlungsziel überschritten wurde. Wichtig ist es, vorher zu prüfen, ob die Rechnung korrekt ausgestellt wurde oder ob berechtigte Reklamationen vorliegen. Bei einem kleineren Kundenstamm ist es am wirkungsvollsten, persönlich bei seinem Kunden nachzuhaken.
Bleibt auch die dritte Mahnung ohne Ergebnis, müssen Sie das gerichtliche Mahnverfahren einleiten. Informieren Sie sich darüber am besten zusätzlich bei Ihrem zuständigen Amtsgericht.
Die folgende Checkliste hilft Ihnen dabei zu überprüfen, ob Sie bereits jetzt ein aktives Forderungsmanagement betreiben. Wenn Sie einen oder mehrere Punkte mit NEIN ankreuzen, sollten Sie diese Arbeitsschritte zukünftig unbedingt fest in Ihrem Betriebsablauf unterbringen!
Baustein eines aktiven Forderungsmanagements
- Ich prüfe die Bonität von jedem neuen Kunden.
- Ich stelle Rechnungen spätestens drei Tage nach Erbringung der Leistung.
- Ich gewähre Skonto.
- Ich fordere Abschlagszahlungen bei langfristigen oder großen Aufträgen.
- Ich überwache die Zahlungseingänge.
- Ich habe mein Mahnwesen im Griff.
Zwei Alternativen zum betrieblichen Mahnwesen
1. Forderungen verkaufen (Factoring)
Unter Factoring versteht man den Verkauf von Forderungen aus Warenlieferungen und Dienstleistungen an einen Dritten, den Factor. Dieser treibt nun mit eigenem Namen und auf eigenes Risiko die Außenstände ein. Der Vorteil für Sie in Ihrer Selbständigkeit ist dabei, dass Sie pünktlich Ihr Geld vom Factor erhalten und damit planen können. Sie sind also weitestgehend vor Forderungsausfall geschützt. Natürlich lässt sich der Factor für sein Risiko bezahlen, sodass Sie einen Abschlag auf Ihre Forderungen in Kauf nehmen müssen. Ein weiterer Nachteil ist, dass das Vertrauensverhältnis zu Ihrem Kunden gestört werden kann, wenn plötzlich ein fremdes Unternehmen für das Eintreiben Ihrer Rechnungen zuständig ist. Wägen Sie also ab!
Mehr Informationen über Factoring für Ihre Existenzgründung finden Sie beim Deutschen Factoring-Verband (www.factoring.de) oder beim Bundesverband Factoring für den Mittelstand (www.bundesverband-factoring.de).
2. Inkassounternehmen beauftragen
Ein Inkassounternehmen nimmt Ihnen das Mahnen und das Eintreiben ausstehender Forderungen ab und unterstützt Sie allgemein bei Problemen mit Zahlungsverzug. Im Gegenzug verlangt es eine Bearbeitungsgebühr und bei erfolgreicher Eintreibung einer Forderung wird eine Provision fällig (die sollten Sie schon in Ihrem Businessplan mit einrechnen). Trotzdem ist diese externe Hilfe häufig günstiger als der Betrieb einer internen Mahnabteilung. Im Gegensatz zum Factoring werden die Forderungen nicht verkauft, sondern das Inkassounternehmen handelt im Namen des Auftraggebers. Weitere Informationen und die Kontaktdaten von Anbietern in Ihrer Nähe erhalten Sie beim Bundesverband deutscher Inkassounternehmen (www.bdiu.de).
Forderungsausfällen vorbeugen: Kreditversicherung
Eine Kreditversicherung zahlt immer dann, wenn bei Zahlungsunfähigkeit von Kunden deren ausstehende Forderungen unsicher werden. Die Kreditversicherung schützt Sie also vor unkalkulierbaren Forderungsausfällen in Ihrer Selbständigkeit. Damit ist es aber oft nicht getan: Ein guter Kreditversicherer bietet für eine Existenzgründung auch eine umfassende Vorsorge an. So prüft der Versicherer schon bei Vertragsabschluss Bonität Ihres neuen Kunden und überwacht diese kontinuierlich. Große Versicherer pflegen eine Risikodatenbank mit Informationen über Firmen aus der ganzen Welt. Bei unsicher gewordenen Forderungen unterstützt Sie die Kreditversicherung beim Inkasso- und Mahnverfahren.
Eine Auswahl an geeigneten Kreditversicherern sowie tiefergehende Informationen mit aktuellen Tipps und Fachbeiträgen finden Sie hier: www.forderungsmanagement.com
Literaturhinweise und Quellen: GründerZeiten Nr. 18. Thema: Forderungsmanagement
C. Nussbaum, G. Grubbe. "Die 100 häufigsten Fallen bei der Existenzgründung", Haufe 2007
Ich möchte mein Unternehmen erweitern: Wie komme ich an Beteiligungskapital?
Beteiligungskapital ist eine Möglichkeit der Unternehmensfinanzierung (siehe Businessplan) und erhöht das Eigenkapital. Die Einbringung von Beteiligungskapital in Ihr Unternehmen ist eine Alternative zum klassischen Bankdarlehen, nur dass die Beteiligung im Gegensatz dazu nicht zurückgezahlt werden muss. Aber Vorsicht: Der Kapitalgeber (Investor) erwirbt mit der Beteiligung einen Anteil am Unternehmen und damit auch ein gewisses Mitspracherecht. Gerade im Zusammenhang mit Beteiligungen sind die Erwartungen von Gründern oft hoch. An der Realität geht das vorbei, denn für Kleingründungen sind die bestehenden Möglichkeiten meist überdimensioniert.
Die verschiedenen Arten lassen sich grob unterteilen in öffentlich geförderte und private (oft auch als Venture Capitalists bezeichnete) Beteiligungsgesellschaften. Diese sind zusammengeschlossen im Bundesverband deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK, www.bvkap.de. In aller Regel möchten diese Geldgeber hohe Beträge einsetzen und sind nur an Engagements interessiert, die außergewöhnlich hohe Renditen versprechen. Sie erwarten, das Unternehmen oder Anteile davon nach einigen Jahren mit beträchtlichem Gewinn verkaufen zu können. Diese Voraussetzung erfüllen allerdings die wenigsten Existenzgründer mit ihrer Selbständigkeit. Das Investitionsvolumen pro Erstinvestition liegt im Durchschnitt bei weit über 1 Million Euro. Beteiligungen von Gesellschaften, die auf „kleinere Existenzgründungsvorhaben“ spezialisiert sind, können aber auch schon bei ca. 50.000 Euro liegen. Je nach spezifischem Risiko der Investition verlangen Beteiligungsgesellschaften oft Renditen von über 30 Prozent auf das eingesetzte Kapital.
Finanzierung durch Family & Friends
Die Finanzierung einer Existenzgründung über Familienangehörige und Freunde hat in der Praxis eine hohe Bedeutung. Jeder vierte Unternehmer greift in der Startphase auf diese Quellen zurück. Dies liegt zum einen daran, dass die auf dem Weg zu einem Bankkredit oder einem Förderdarlehen zu überwindenden Barrieren oftmals zu hoch oder die geforderten Sicherheiten nicht vorhanden sind. Auf der anderen Seite ist ein Kredit über die genannten Vertrauten oftmals unkomplizierter und kostengünstiger – oder erscheint zumindest so.
Denn nicht immer ist ein Kredit von Familienangehörigen oder Freunden problemlos. Nicht umsonst heißt es schon im Volksmund: „Bei Geld hört die Freundschaft auf“. Damit diese Weisheit für Sie nicht zur Wahrheit wird, sollten Sie folgendes bedenken:
- Berücksichtigen Sie bitte, dass Ihr Financier das Geld auch auf dem Bankkonto liegen lassen könnte und dafür Zinsen bekommen würde. Mit der Investition in Ihre Existenzgründung geht er darüber hinaus ein Risiko ein, was er bei einer anderen Vermögensanlage vergütet bekommen würde. Daher sollten Sie mit dem von Ihnen gezahlten Zinssatz mindestens einen Inflationsausgleich ermöglichen.
- Halten Sie die Kreditvereinbarung und die Rückzahlungsmodalitäten sowie die Höhe der laufenden Zinszahlungen schriftlich fest. Der Vertrag sollte beiden Parteien in unterschriebener Form vorliegen.
- Halten Sie sich unbedingt an die getroffenen Vereinbarungen. Aufgrund der freundschaftlichen oder familiären Bande Zugeständnisse zu verlangen, kann schnell zu einer Belastung für die Beziehung werden.
Auf keinen Fall sollte die Kredithöhe in Ihrem Businessplan so gestaltet sein, dass das Scheitern Ihres Unternehmens die Existenz eines anderen gefährden könnte. Sorgen Sie vor: Zum einen durch eine entsprechende Risikolebensversicherung und zum anderen, indem sie Verträge mit mehreren Gläubigern schließen und so das Ausfallrisiko für den Einzelnen reduzieren.
Leasing - Vor- und Nachteile
Der Begriff „Leasen“ bedeutet eigentlich nichts weiter als „Mieten“ oder „Vermieten“. Dennoch gibt es beim Leasing wesentliche Unterschiede zum herkömmlichen Mieten. Die Rechte und Pflichten des Mieters, dem Leasingnehmer, sind umfangreicher. So ist er im Gegensatz zur sonst üblichen Anmietung beispielsweise auch für Beschädigungen oder den Ausfall des Leasingobjektes verantwortlich. Leasing ist eine Dienstleistung zwischen Kauf und Miete. Daher wird Leasen oft auch als „Mietkauf“ bezeichnet. Leasen bietet für Sie als Leasingnehmer in einer Existenzgründung viele Vor- und Nachteile. Die wichtigsten sind hier kurz beschrieben:
Verbesserte Liquidität: Wenn Sie ein Produkt leasen, können Sie sofort darüber verfügen, ohne den kompletten Kaufpreis dafür zahlen zu müssen. Grundgedanke hievon ist das Pay-as-you-earn-Prinzip: Das Geld für die Leasingraten kommt direkt aus den durch das Leasinggut erzielten Erträgen (siehe Businessplan).
Steuerersparnis: Wenn Sie mit Ihrer Selbständigkeit bereits Gewinne erwirtschaften, wirken sich die Leasingraten steuermindernd aus. Denn diese buchen Sie direkt als Aufwand und reduzieren somit den zu versteuernden Gewinn.
Service: Große Leasinggesellschaften bieten ein umfassendes Service-Paket rund um das Leasinggut an. Die Angebote reichen vom Wartungs- oder Versicherungsvertrag bis hin zum kompletten Fuhrpark- und Maschinenmanagement. Diese Zusatzleistungen lässt sich der Leasinggeber durch entsprechend höhere Leasingraten vergüten. Für Sie als Leasingnehmer ergeben sich aber Vorteile durch den engeren Kontakt mit Ihrer Leasinggesellschaft und Sie können von deren Erfahrungen profitieren.
Kalkulationssicherheit: Mit der Leasingrate existiert ein fixer Betrag, den Sie für die gesamte Vertragslaufzeit in Ihrer Liquiditätsplanung berücksichtigen können. Der Betrag ist zinsunabhängig und unterliegt auch sonst keinen Schwankungen.
Flexibilität: Die Vertragsausgestaltung ist frei verhandelbar. Dadurch können Sie Laufzeit, Leasingrate, Zahlungsmodalitäten und Restkaufpreis auf Ihre individuellen Bedürfnisse hin anpassen.
Höhere Kosten: Bei Leasing entstehen i. d. R. insgesamt höhere Kosten als bei einem fremdfinanzierten Kauf des Leasingguts.
Kündigungsrisiko: Wenn Sie die Leasingraten in einer – wenn auch nur vorübergehenden – Krise einmal nicht zahlen können, hat die Leasinggesellschaft das Recht, den Vertrag fristlos zu kündigen. Evtl. müssen Sie auch noch Schadenersatz zahlen
Die für Sie passende Leasinggesellschaft finden Sie beim Bundesverband deutscher Leasingunternehmen, dem fast 200 Mitgliedsunternehmen angeschlossen sind: www.bdl-leasing-verband.de.
Literaturhinweise und Quellen: Gründerzeiten Nr. 13, Thema: Leasing - Chancen und Risiken für Existenzgründer
Banken und Sparkassen
Banken und Sparkassen sind die wichtigsten Financiers von kleinen und mittleren Unternehmen. Hier finden Sie für Ihre Selbständigkeit eine allgemeine Übersicht über deren Angebote.
Nutzung des Dispositionskredites (Kontokorrent)
Beim „Dispo“ handelt es sich über einen Überziehungsrahmen, der Ihnen auf dem laufenden Konto zur Verfügung gestellt wird und sich zur Überbrückung kurzfristiger und geringfügiger finanzieller Engpässe nutzen lässt. Sein Vorteil ist, dass Sie ihn jederzeit in Anspruch nehmen bzw. zurückzahlen können. Die Zinsen sind in der Regel allerdings doppelt so hoch wie die eines klassischen Bankkredits– in Niedrigzinsphasen sogar um ein Vielfaches höher. Falls Sie dauerhaft ein Minus auf Ihrem Konto haben, stimmt etwas an der Finanzierungskonstruktion Ihrer Existenzgründung nicht. Sie sollten schnellstmöglich umsteuern durch Kostensenkungen und ggf. eine Umschuldung in eine günstigere Kreditform. Riskant ist ein ausgeschöpfter Kontokorrentkredit für Sie auch deshalb, weil die Bank ihn – anders als andere Kreditformen – jederzeit kündigen und auf einen Schlag zurück fordern kann. Das findet typischerweise in Krisenphasen statt und kann den Zusammenbruch Ihres Unternehmens auslösen.
Klassischer Bankkredit
Bei diesen Krediten sichern sich die Banken gern die Rückzahlung ab, indem sie sich z. B. die Rechte aus Lebensversicherungen abtreten lassen oder Sicherheiten wie Bürgschaften oder Hypotheken fordern. Für Existenzgründer übernehmen auch Bürgschaftsbanken dieses Ausfallrisiko.
Förderkredit
Fast alle öffentlichen Förderprogramme müssen über die Hausbank beantragt werden. Am populärsten sind die verschiedenen Angebote der KfW. In Abgrenzung zu den klassischen Bankkrediten profitieren Sie hier u.a. von häufig günstigeren Zinsen, langen Laufzeiten und einer schon im Businessplan angelegten Tilgungsfreistellung (in dieser Zeit zahlen Sie die Zinsen für den Kredit, müssen aber noch nicht mit der Rückzahlung beginnen) in der Startphase Ihres Unternehmens. Über das Angebot an Förderprogrammen können Sie sich ebenfalls über die Förderdatenbank informieren. Erkundigen Sie sich auch genauer über Produkte der KfW oder kontaktieren Sie einen der Berater aus dem KfW-Infocenter unter 0800 / 5 39 90 01, https://www.kfw.de/KfW-Konzern/Kontakt/Infocenter/index.html.
Bewertung von Finanzierungsangeboten
Ein kritischer Blick lohnt sich beim Vergleich von Finanzierungsangeboten besonders. Übereilte Handlungen sind hier leichtfertig.
Sie wissen nun, was es an Finanzierungsmöglichkeiten gibt und haben möglicherweise bereits einen Stapel von Prospekten auf dem Tisch liegen. Jetzt kommt der schwierigste Teil: Sie müssen für Ihre Existenzgründung die einzelnen Angebote bewerten und herausfinden, was am besten zu Ihnen und Ihrer Selbständigkeit passt. Dabei sollten Sie ein paar Grundregeln beachten.
1. Nominalzins ist nicht entscheidend
Nicht der im Kreditvertrag ausgewiesene Nominalzins weist die tatsächlichen Kosten aus, sondern der Effektivzins, da er neben den zu zahlenden Zinsen (Nominalzins) auch die von der Bank in Rechnung gestellten Gebühren sowie den Tilgungsverlauf berücksichtigt. Wenn Sie Kreditangebote verschiedener Banken miteinander vergleichen möchten, sollten Sie zu diesem Zweck immer den Effektivzins heranziehen.
Bei klassischen Bankkrediten ist der Abschluss des Kredites oft an den Abschluss einer so genannten Restschuldversicherung gebunden. Wenn ein bestimmter Versicherungsfall eintritt (z. B. Arbeitslosigkeit, Unfall oder Todesfall des Kreditnehmers), springt diese Versicherung ein und übernimmt die ausstehende Kreditsumme sowie die Kosten der Abwicklung. Da Restschuldversicherungen allerdings nicht im Effektivzins einkalkuliert werden, bleibt Ihnen nichts übrig, als für Ihren Businessplan die hier veranschlagten Kosten beim Vergleich zweier Angebote gesondert zu berücksichtigen.
2. Nicht zu hohe Summen aufnehmen
Existenzgründung ist mit Risiken verbunden. Verständlich, dass man sich wohler fühlt, wenn man noch ein bisschen Kredit in der Hinterhand hat. Allerdings sollte dieser Pufferbetrag nicht überdimensioniert sein. Je mehr Geld sie aufnehmen, desto höher wird Ihre Zinsbelastung.
3. Vorzeitige Rückzahlung
Egal, für welchen Kredit Sie sich entscheiden: Prüfen Sie im „Kleingedruckten“, ob Sie ihn schon vor Ende der vereinbarten Laufzeit zurückzahlen können. Wann immer Ihre Geschäftsentwicklung es erlaubt, ist dies eine sehr ratsame Maßnahme, um Ihre Kosten zu senken und die Abhängigkeit von Ihren Geldgebern zu verringern. Immer möglich ist eine vorzeitige Rückzahlung z. B. beim Startgeld der KfW. Bei vielen Kreditformen müssen Sie allerdings eine „Vorfälligkeitsentschädigung“ zahlen oder haben gar keine Möglichkeit, Ihre Schulden vorzeitig zu tilgen.
4. Die richtigen Sicherheiten stellen
Jede Bank möchte sich gegen das Risiko, dass Sie als Kreditnehmer ausfallen könnten, durch „Sicherheiten“ schützen. Hier müssen Sie allerdings versuchen, Ihre Interessen zu wahren, obwohl Sie letztlich „am kürzeren Hebel“ sitzen. Gern fordern die Kreditgeber z. B., dass Sie eine Kapitallebensversicherung verpfänden oder sogar eine neue Police zu diesem Zweck abschließen. Sie sollten berücksichtigen, dass eine Kapitallebensversicherung in erster Linie Ihrer Altersabsicherung dient. Bieten Sie stattdessen den Einsatz einer Restschuld- oder Risikolebensversicherung an.
Können Sie keine Sicherheiten anbringen, die für die Bank interessant (werthaltig) sind, können Sie sich an Ihre regionale Bürgschaftsbank wenden. Für den Fall, dass Sie Ihren Kredit nicht zurückzahlen, kommt die Bürgschaftsbank gegenüber der Bank für die Restschuld auf. Ähnlich verhält es sich bei der „Haftungsfreistellung“, wie sie oft im Zusammenhang mit öffentlichen Förderungen vergeben wird: Hier zahlt z. B. die KfW Ihrer Bank die noch ausstehende Kreditsumme. Aber Vorsicht: Sowohl bei der Bürgschaft als auch bei der Haftungsfreistellung bleiben Sie für den Fall, dass Sie Ihren Kredit nicht zurückzahlen, der Institution gegenüber verpflichtet, die für Sie eingesprungen ist und Sie müssen für dort entstandenen Kosten aufkommen. Wenn Sie eine öffentliche Bürgschaft erhalten, heißt das also nicht, dass Sie das finanzielle Risiko los sind!
Bankenkommunikation – was beim Kreditgespräch wichtig ist
Egal, ob Sie in eine vorübergehende Krise Ihrer Selbständigkeit geraten sind, oder ob Sie ein Darlehen für eine Betriebserweiterung oder Investition in Ihre Existenzgründung benötigen: Um ein persönliches Gespräch bei Ihrem Bankberater werden Sie wohl nicht herumkommen. Punkten werden Sie dabei nur, wenn Sie Ihr Anliegen deutlich machen und Ihren Gegenüber von der Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens überzeugen können. Das Wichtigste beim Kreditgespräch ist Offenheit auf beiden Seiten. Für Sie als Kreditnehmer sollte der Leitsatz gelten: Tue Gutes und rede darüber! Klären Sie vorher möglichst genau ab, welche Informationen Ihre Bank von Ihnen in welchem Umfang benötigt und stellen Sie diese unaufgefordert zur Verfügung (zum Beispiel mit einem klaren Businessplan). Bereiten Sie die Unterlagen vorher auf, aber vermeiden Sie jede unnötige Informationsüberflutung.
Inhalt der Verhandlungsmappe ist beispielsweise:
- Auf jeden Fall gehören die letzten drei Jahresabschlüsse in die Verhandlungsmappe für das Kreditgespräch. Wenn Sie keine Bilanz erstellen, bringen Sie alternativ die Einnahmen-/Überschussrechnung oder die Vermögens- und Schuldenaufstellung jeweils der Letzen drei Jahre mit.
- Ihre aktuelle betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) sollte ebenfalls nie fehlen.
- Damit sich Ihr Bankberater ein Bild von Ihrem Unternehmen machen kann, formulieren Sie am besten eine Unternehmensbeschreibung mit den wichtigsten Eckdaten über Ihren Betrieb und Ihr Investitionsvorhaben. Wenn Sie diese als Präsentation (mittels PowerPoint) ausarbeiten und Ihrem Bankberater vorstellen, haben Sie gleich einen guten Einstieg in das Bankgespräch.
- Auch eine Ertrags- und Liquiditätsvorschau zur Beurteilung der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung darf nicht fehlen. Verweisen Sie dabei auf die Stärken und die Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens ohne dabei von einer realistischen Einschätzung abzuweichen. Negative Entwicklungen dürfen Sie nicht verschweigen!
- gen Sie auch eine Aufstellung über Ihre gesamten laufenden Kreditverpflichtungen bei. Es sollte daraus erkennbar sein, welche Zins- und Tilgungsverpflichtungen Sie aktuell leisten müssen.
Das Kreditgespräch beginnen Sie am besten, indem Sie Ihren Kundenbetreuer auf Ihr Anliegen und Ihre Situation hin sensibilisieren. Schildern Sie ihm kurz Ihre Lage, damit er sich in Sie hineinversetzen kann. Zeigen Sie dann Ihre Strategie auf. Erst am Ende sollten Sie Ihre Forderungen und Erwartungen nennen und diese dabei auf Ihr konkretes Anliegen beziehen. Nutzen Sie dabei auch die Kompetenz Ihres Kundenbetreuers und lassen Sie sich von ihm Problemlösungsmöglichkeiten aufzeigen.
Sie können auch einen externen Berater (z. B. Ihren Steuerberater) mit zum Bankgespräch nehmen. Dieser sollte in erster Linie die Rolle eines stillen, aber aufmerksamen Gastes einnehmen. Alle Unterlagen, die von Ihrem Berater kommen, sollten auch Sie hundertprozentig verstanden haben.
Im Gegenzug sollte Ihre Bank Ihnen gegenüber ebenfalls Offenheit zeigen und Sie über das Ratingverfahren und das ermittelte Ergebnis detailliert informieren.
Tipp: Die Erstellung des Businessplans in fremde Hände zu geben, ist nur scheinbar eine hilfreiche Unterstützung. Auch wenn Sie sich unsicher sind, ob Sie alles richtig machen: Entwickeln Sie Ihren Businessplan zunächst selbst. Anschließend können Sie sich immer noch Rat und Feedback einholen.
Wenn Sie das Konzept noch um einige Belege ergänzen (Kostenvoranschläge etc.) haben Sie bereits einen großen Schritt in Richtung Kredit für Ihre Existenzgründung getan. Daneben sollten Sie natürlich über die öffentlichen Förderhilfen gut informiert sein: Sie beweisen Ihre Kompetenz, wenn Sie die für Sie in Frage kommenden bundesweiten und regionalen Förderprogramme bereits kennen.
Lehnt Ihre Hausbank Ihren Kreditantrag ab, sollten Sie sich die genauen Gründe nennen lassen. Bei „fremden“ Banken einen Kredit bewilligt zu bekommen, ist in der Regel noch schwieriger, weil hier noch keine lange und vertrauensvolle Geschäftsbeziehung besteht. Daher ist es umso wichtiger, aus den Fehlern zu lernen und die aufgezeigten Schwachstellen bis zum nächsten Gespräch auszumerzen (siehe auch die Lerneinheiten der Gründungswerkstatt).
Tipp: Auch wenn (noch) kein konkreter Kreditbedarf besteht, ist es von Vorteil, Ihre Bank regelmäßig unaufgefordert über Ihre aktuelle Geschäftsentwicklung auf dem Laufenden zu halten. So erwecken Sie den Eindruck eines kooperativen und vorausschauenden Geschäftspartners.
Literaturhinweise und Quellen: GründerZeiten Nr. 46, Thema: Unternehmensbeurteilung/Rating;
LfA Förderbank Bayern „Ihr Leitfaden für den Bankbesuch“ (http://www.lfa.de/website/de/service/bestellung/index.php?style=)
Das Bankgespräch: Banker verstehen
Bevor Sie anfangen, Ihre Unterlagen für das Bankgespräch zu Ihrer Selbständigkeit aufzubereiten, versuchen Sie einmal, sich ein wenig in den Menschen hineinzudenken, der Ihnen am Schreibtisch gegenübersitzen wird: Ein Banker handelt im Rahmen der ihm durch die Geschäftsführung vorgegebenen Freiräume. Die Gewinnspannen im kleinstelligen Kreditgeschäft sind verhältnismäßig gering. Neben einem geringen Risiko und einem möglichst geringen Aufwand ist ein Kredit aus Sicht der Bank immer dann vertretbar, wenn ein Folgegeschäft zu erwarten ist – sprich: Wenn die Wahrscheinlichkeit gegeben ist, dass Sie sich z. B. auch bei Fragen der Geldanlage an Ihre Bank wenden werden.
Werden Sie nach der Existenzgründung in der Privatkundenabteilung betreut, hat Ihr Berater neben Ihnen oft noch 500-1000 weitere Kunden. Aber auch ein Firmenkundenberater kann mehrere Hundert Kunden haben. Die Rechnung ist einfach: Je mehr Kunden Ihr Berater hat, desto weniger Zeit kann er sich für die Betreuung eines einzelnen nehmen und desto mehr müssen Sie mit Ihrer Person und Ihrem Geschäftskonzept und Businessplan überzeugen. Also sind Sie gefordert, Ihre Unterlagen im eigenen Interesse möglichst klar, vollständig und übersichtlich aufzubereiten.
Wie Banken Sicherheiten bewerten
Neben der persönlichen Haftung akzeptieren Banken eine ganze Reihe von mobilen oder immobilen Vermögensgegenständen als Sicherheiten für den Kredit einer Existenzgründung. Je nachdem wie diese sich wieder zu Geld machen lassen, fallen die Beleihungsgrenzen der Bank unterschiedlich aus. Die folgenden Obergrenzen sind Erfahrungswerte und dienen nur zur Orientierung. Die tatsächlichen Beleihungsgrenzen sind zwischen Kreditnehmer und Bank auszuhandeln.
Immobilien |
60 – 80% des Verkehrswertes |
Bankguthaben |
100% des Nennwertes |
Lebensversicherungen |
100% des Rückkaufwertes abzgl. Kapitalertragssteuer |
Wertpapiere |
50 – 80% des Nennwertes |
Edelmetalle |
70% des Metallwertes |
Bürgschaften |
|
- einer Bürgschaftsbank |
100% des Bürgschaftsbetrages |
- von Dritten |
je nach deren persönlicher Bonität |
Maschinen und Geschäftsausstattung |
30 – 50% des Zeitwertes |
Fahrzeuge |
60% des Zeitwertes |
Immer seltener akzeptieren Banken für eine Selbständigkeit andere Sicherheiten wie z. B. Forderungen, Lagerbestände oder Ladeneinrichtungen. Die Beleihungsgrenzen schwanken dabei je nach Verwertbarkeit und Ausfallwahrscheinlichkeit.
LIteraturhinweise und Quellen: GründerZeiten Nr. 27, Thema: Sicherheiten und Bürgschaften
Bürgschaftsbanken/Ausfallbürgschaften
Ausfallbürgschaften sind eine Form von Kreditsicherheiten für Banken. Sie dienen als vollwertiger Ersatz für andere Sicherheiten. Eine Bürgschaftsbank bürgt hier für einen Kredit, den der Kreditnehmer bei seiner Hausbank aufgenommen hat. Allerdings beläuft sich die Bürgschaft nur auf maximal 80 % der Kreditsumme, für den Rest trägt die Hausbank das Risiko. Aber, wie bei allen anderen Krediten auch, gilt hierbei: Der Kreditnehmer haftet immer für 100 % der Kreditsumme. Erst wenn der Schuldner ausfällt, z. B. bei Insolvenz, kommt die Ausfallbürgschaft als Sicherheit gegenüber der Bank zum Tragen.
Bürgschaftsbanken (auch Kreditgarantiegemeinschaften oder Bürgschaftsgemeinschaften genannt) sind Selbsthilfeinstitutionen von Wirtschaftsverbänden wie z. B. der Handels- oder Handwerkskammern, Wirtschaftsverbänden und Banken. Sie sind jeweils in nur einem Bundesland tätig und treten so nicht untereinander in Konkurrenz. Bürgschaftsbanken übernehmen Ausfallbürgschaften für den Mittelstand und fördern in Zusammenarbeit mit der Hausbank speziell kleine und mittlere Unternehmen, die keine ausreichenden Sicherheiten vorweisen können. Die Voraussetzung ist allerdings auch hier, dass die laut Businessplan erwarteten Geschäftsaussichten positiv sind. Neben Existenzgründungen übernehmen Bürgschaftsbanken auch Ausfallbürgschaften für Investitions- Franchise- und Leasingfinanzierungen. Die Kosten hierfür setzen sich aus einer einmalig entstehenden Bearbeitungsgebühr sowie einer laufend zu zahlenden Provision von etwa 1 bis 1,5 % der Kreditsumme zusammen.
Die Antragsbedingungen sind je nach Bürgschaftsbank und -produkt unterschiedlich. Informieren Sie sich für Ihre Selbständigkeit am besten bei der für Sie zuständigen Bürgschaftsbank.
Hier finden Sie die für Sie zuständige Bürgschaftsbank
Literaturhinweise und Quellen: GründerZeiten Nr. 27, Thema: Sicherheiten und Bürgschaften
Rating
Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass ein Kreditnehmer seinen Kredit nach seiner Existenzgründung wunschgemäß zurückzahlen wird, ermitteln Banken anhand sogenannter Rating-Instrumente. Diese Hilfsmittel werden mit Daten gespeist, die sich sowohl aus Ihrer bisherigen Kontoführung ergeben, in die aber auch persönliche Daten wie Geburtsdatum, Geschlecht und Wohnort eingehen. Ihre Daten werden mit den Erfahrungswerten anderer Kreditnehmer mit ähnlichen Merkmalen verglichen. Die Zuordnung zu einer als vergleichbar angesehenen Kundengruppe/Risikogruppe ist dann das Rating. Immer mehr Banken machen den gewährten Zinssatz vom Rating abhängig: Je besser Ihr Rating, desto besser der Zins.
Kurzfristig können Sie das Ratingergebnis kaum beeinflussen, da es sich aus historischen Daten oder schwer beeinflussbaren Faktoren ergibt. Langfristig ist es aber umso wichtiger, das eigene Unternehmen kaufmännisch im Griff zu haben und sich so für die Bank als zuverlässiger Partner zu präsentieren.
Schufa
Kredit kommt aus dem Lateinischen und heißt sinngemäß “jemandem glauben”. Damit die Bank Ihnen glaubt, dass Sie das geliehene Geld für Ihre Existenzgründung zurückzahlen, müssen Sie nicht nur finanziell dazu in der Lage sein, sondern auch als seriöser und zuverlässiger Geschäftspartner erachtet werden. Dabei verlässt sich ein Banker schon lange nicht mehr allein auf seinen gesunden Menschenverstand, sondern bedient sich auch technischer Unterstützung.
Zuerst startet er eine SCHUFA-Abfrage. Die SCHUFA ist die „Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung“, der neben Banken und Sparkassen auch zahlreiche Einzelhandelsunternehmen angehören. Über einen Zugriff auf diesen Datenpool kann Ihre Bank feststellen, ob Sie Ihren bisherigen Kreditverpflichtungen nachgekommen und somit erneut kreditwürdig sind. Neben wertneutralen Merkmalen wie z. B. dem Vorhandensein eines Girokontos kann die SCHUFA-Auskunft auch Negativ-Merkmale (z. B. die Zustellung eines Mahnbescheides oder die Abgabe einer Eidesstattlichen Versicherung) enthalten. Das Vorhandensein solcher Einträge kann trotz eines guten Businessplans das sofortige Aus für Ihre Kreditgespräche bedeuten oder Ihnen den Zugang zum benötigten Kapital zumindest wesentlich erschweren.
Welche Daten die SCHUFA über Sie gespeichert hat, können Sie über eine Anfrage unter www.meineschufa.de oder einen Besuch in den Verbraucherservicestellen der SCHUFA erfahren.
Tipp: Wenn Sie vermuten, dass Ihre SCHUFA-Auskunft Negativmerkmale für eine Selbständigkeit enthält, informieren Sie sich unbedingt vor dem Banktermin über den genauen Inhalt. So können Sie sich im Vorwege genau überlegen, wie Sie Ihrem Banker die Gründe hierfür darlegen wollen. Grundsätzlich haben Sie das Recht, die Einholung einer SCHUFA-Auskunft durch Ihre Bank zu unterbinden. Dies bedeutet allerdings auch, dass Sie Ihre Chancen auf einen Kredit gleich verspielt haben, denn die Bank wird dieses Verhalten negativ auslegen.
Tipps für eine dauerhafte Liquidität
Folgende Tipps helfen Ihnen, die Liquidität Ihres Unternehmens zu erhalten:
Schöpfen Sie Ihren Kontokorrentkredit nicht unnötigerweise aus
Investitionen in das Anlagevermögen dürfen nicht zu Lasten der laufenden Liquidität gehen, d.h. nicht mit einem Kontokorrentkredit finanziert werden. Investitionen in das Anlagevermögen sind i.d.R. langfristiger Natur und sollten mit langlaufenden Krediten oder Eigenkapital finanziert werden (siehe Businessplan). Der Kontokorrentkredit ist jedoch für schnelle und kurzfristig anfallende Finanzierungen gedacht. Zudem ist er vergleichsweise teuer und verringert den Spielraum, kurzfristige Liquiditätsengpässe (z. B. bei unerwarteten Zahlungsverzögerungen) auszugleichen.
Sorgen Sie für ein sorgfältiges Forderungsmanagement
Stellen Sie Rechnungen unmittelbar nach Auftragserledigung und setzen Sie Zahlungsziele. Die Gewährung von Skonti bietet Ihren Kunden einen zusätzlichen Zahlungsanreiz. Überwachen Sie die Zahlungseingänge regelmäßig. Organisieren Sie Ihr Mahnwesen, damit Sie auf Zahlungsverzögerungen zeitnah reagieren können. Vereinbaren Sie An- und/oder Teilzahlungen bei größeren Aufträgen oder bei Kunden, die Ihnen unsicher erscheinen. Prüfen Sie die Kreditwürdigkeit Ihrer Kunden bei Auskunfteien wie Creditreform oder Schufa und den öffentlichen Schuldnerverzeichnissen.
Kalkulieren Sie Investitionen realistisch
Unterschätzen Sie bei Ihrer Investitionsplanung nicht den Kapitalbedarf und berücksichtigen Sie auch Folgekosten z. B. die Schulung von Mitarbeitern für eine neue Software. Überlegen Sie sich für Ihre Existenzgründung auch, ob die Investition langfristig sinnvoll ist oder ob Sie nur einen kurzen Auftragsboom damit bewältigen wollen. Ist letzteres der Fall, könnten Sie z. B. auf einen Subunternehmer ausweichen, anstatt eigene Kapazitäten aufzubauen.
Schaffen Sie Liquiditätsreserven
Liquiditätsreserven helfen Ihnen in Ihrer Selbständigkeit unvorhergesehene Zahlungsengpässe zu überbrücken. „Sparen“ Sie regelmäßig einen Teil Ihrer Einnahmen und legen Sie ihn bei der Bank an. Wichtig bei der Anlageentscheidung: Über Liquiditätsreserven sollten Sie kurzfristig verfügen können.
Sofortmaßnahmen bei Liquiditätsschwierigkeiten
Befindet sich Ihr Unternehmen in Liquiditätsschwierigkeiten, können erste Sofortmaßnahmen helfen, eine Zahlungsunfähigkeit zu verhindern und die Lage zu entspannen:
- Bringen Sie eine Bareinlage (z. B. private Ersparnisse) ins Unternehmen ein. Verkaufen Sie Betriebsvermögen, das Sie nicht unbedingt benötigen.
- Vereinbaren Sie möglichst lange Zahlungsziele mit Ihren Lieferanten. Gleiches gilt für das Finanzamt, etwa die Dauerfristverlängerungen für die Abgabe der Umsatzsteuervoranmeldung.
- Treiben Sie Ihre ausstehenden Forderungen ein. Nutzen Sie ggf. Inkasso-Firmen.
- Bitten Sie Ihr Kreditinstitut und vor allem große Lieferanten um Geduld! Sprechen Sie offen mit ihnen über Ihre Situation! Schaffen Sie dabei Vertrauen!
- Verhandeln Sie mit Ihrer Bank über günstigere Konditionen als im Businessplan vorgesehen: Erhöhen Sie, wenn möglich, Ihren Kreditrahmen.
- Suchen Sie sich „frisches“ Beteiligungskapital.
Halten die Liquiditätsschwierigkeiten über einen längeren Zeitraum an, befindet sich Ihr Unternehmen wahrscheinlich in einer Krise und Sie müssen über Maßnahmen zur Sanierung nachdenken. Das kann sich aber auf das Vertrauen der Kapitalgeber negativ auswirken. Bedenken Sie generell: Sanierung ist Chefsache.